Unter dem Begriff Hyperalgesie versteht der Fachmann eine Zunahme der Nozizeption, also der Wahrnehmung von Schmerzen. Ein generalisierter Anstieg der Schmerzempfindlichkeit zeigt eine niedrigere Toleranzschwelle gegenüber Schmerzen an. In der Regel ist gesteigerte Schmerzempfindlichkeit die direkte Antwort des Organismus’ auf nozizeptive Reize, d. h. auf eine Sensibilisierung im Bereich der Nervenfaserenden zum Beispiel infolge einer Verletzung oder thermischer Reize. Insofern, als die Schmerzreize an die Schmerz- oder Nozizeptoren weitergeleitet werden, so daß die Schmerzwahrnehmung aktiviert wird, kann Überempfindlichkeit gegenüber Schmerzen kann jeden Teil des Körpers betreffen. Durch Verletzung, Infektion oder Schädigung von Gewebe kommt es im Bereich der Läsion zu der sogenannten primären Hyperalgesie, im umliegenden Bereich zu der sekundären Hyperalgesie.
Um gesteigerte Schmerzwahrnehmung korrekt diagnostizieren zu können, wird der Mediziner häufig an einem Sinnesorgan wie der Haut oder an der Verletzungsstelle einen Test durchführen, in dem die nozizeptiven Fasern – z. B. unter elektrischen Reizen – überschwellig stimuliert werden.
Jede Hyperalgesie manifestiert sich durch ausgeprägtes Schmerzempfinden, das durch Sensibilisierung oder Stimulierung der Schmerzsinne noch stärker wahrgenommen wird. Wer unter neuralgischen Zahnschmerzen leidet, eine Entzündung am Zahnfleisch zeigt oder bereits unter bestimmten Formen von Ohrenentzündungen gelitten hat, weiß, wovon wir sprechen. Gleiches gilt für alle Körperzonen, die von Nervenfaserbahnen durchzogen sind. Selbst ohne äußere Reize wie Druck, Wärme, Kälte kann der geschädigte Körperteil zu heftigsten Schmerzen führen. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Ischiasschmerzen. Manchmal ist die Schmerzempfindlichkeit derart stark, daß die geringste Körperbewegung, die kleinste Stimulierung von Nozizeptoren im Übertragungsgebiet zu akuten Schmerzen der übelsten Art an Knochen, Muskeln, Bändern, Gelenken führen kann. Daneben gibt es aber auch gesteigerte Schmerzempfindlichkeit im Bereich der Organe – Magen, Leber, Nieren und sogar der Darmtrakt können betroffen sein. An dieser Stelle seien für solche schmerzverursachenden Sensibilitätsstörungen an Thorax und Bauch nur Koliken und etwa das Reizdarmsyndrom genannt.
Das homöopathische Mittel der Wahl in der Behandlung fast aller Formen von Hyperalgesie ist Chamomilla vulgaris. Besonders angezeigt ist Chamomilla bei Neuralgien und neuropathischen Schmerzen, es erweist sich aber auch überaus hilfreich bei lokalen Hyperalgesien. Drei tägliche Dosen (je 5 Globuli) Chamomilla vulgaris in den Potenzstufen C9 bis 15 beenden starke Zahnschmerzen, Ischiasschmerzen, Darmkoliken, Nierenkoliken und Leberkoliken. In manchen Fällen behandelt das gleiche Heilmittel sogar Lumbalgien.
Säuglinge und Kleinkinder haben eine besonders niedrige Schmerzschwelle. So wird jeder neue Zahnschub von verschiedensten Beschwerden begleitet, darunter Hyperalgesien im Bereich des Zahnfleischs. Chamomilla vulgaris ist das ideale Heilmittel, um dem kleinen Patienten in dieser ziemlich kritischen Periode zu helfen. Die übliche Empfehlung lautet auf 5 Globuli dreimal täglich in der Potenzstufe C9. Das Mittel wird verabreicht, bis die Schmerzen abklingen, also bis das Baby zu Weinen aufhört.
Jeder Körper reagiert anders auf Schmerzen, Schmerztoleranz ist subjektiv und individuell unterschiedlich. Während der eine überaus sensibel auf Schmerzen reagiert, bleibt der andere völlig regungslos. Bei jeglicher Wahrnehmung von unüblichen schmerzhaften Körperreaktionen sollte man daher stets besser einen Arzt um Rat ersuchen. Bei hartnäckigen Schmerzen, die sich mit homöopathischen Mitteln nicht beruhigen lassen wollen, ist es wichtig, sich in die Hände eines Spezialisten zu begeben und ärztlich untersuchen zu lassen.
- Chamomilla vulgaris
- Schmerzen
Gut zu wissen: Hyperalgesie kann das Ergebnis von Verletzungen sein, die Folgeschäden an den Nerven hinterlassen. Durch Nervenschädigung wird der Schmerz dann chronisch. Bei dieser Form von gesteigerter Schmerzwahrnehmung hat sich die Homöopathie als besonders hilfreich für den Patienten erwiesen.